Donnerstag, 31. März 2016

Homöopathische Mittelwirkungen und Kaffeegenuss. Neue und Alte Wirklichkeiten über Antidote

Heute will ich mich mal über die Thematik homöopathischer Antidot-Wirkungen auslassen, die Patienten und Homöopathen sehr verunsichern können und bisher nicht abschließend beantwortet sind.

Der Untertitel "Neue und Alte Wirklichkeiten über Antidote" soll darauf hinweisen, dass unsere Beobachtungen wandelbar sind, fehlerhaft sein können und manche Behauptungen auf ihren Brauchbarkeitsgehalt immer wieder geprüft werden müssen.

Es gibt in der Homöopathie zwei Antidotverständnisse.
Einmal ist damit vorgestellt, welche natürlichen Stoffe wie Getränke oder Nahrungsmittel oder Ätherische Öle homöopathische Mittel unwirksam machen sollen.


Ein weiterer Bereich der Antidot-Thematik handelt von potenzierten Mitteln untereinander.
Es geht darum, ob bestimmte Hochpotenzen von andern Hochpotenzen alteriert oder aufgehoben werden können oder Hochpotenzen mit niedrigen Potenzen und umgekehrt in ihrer Wirkung modifiziert werden können.

Hier in diesem Aufsatz behandele ich nur das zuerst genannte Antidotverständnis der direkten chemischen Einwirkung durch Nahrungsmittel, Arzneistoffe, Genussmittel, Metallöffel und radioaktiver sowie Mikrowelle und elektromagnetische Strahleneinwirkung .

Grundsätzlich ist zu überlegen, ob es bei homöopathisch zubereiteten Mittel ab einer gewissen Potenzhöhe beispielsweise ab C 30 überhaupt zu Verhinderungen der Wirkung kommen kann (ohne irgendwelche -esoterische, karmische, religiöse oder weltanschauliche Vorstellungen zu bemühen)
Die C30 welche durch 30 Flaschen im Verhältnis 1:100 verdünnt wurde hat einen Verdünnungsgrad erreicht, in den unser Sonnensystem herein passt, wenn man es auf einmal tun müsste. Also chemisch ist da nichts mehr, um das herkömmliche Verständnis von Antidot-Wirkung geltend zu machen.

Ohne weiter zu theoretisieren komme ich direkt zu Erfahrungen, um dieser möglichen oder vermeintlichen Antidotwirkung andere Beobachtungen entgegen zu setzen.

Als erstes wird immer der Kaffee genannt.
Das hat damit zu tun dass Hahnemann den Kaffee verdammte - es ist bekannt, dass Hahnemann keine Kaffee mochte. Ich setze diese Behauptung mal in den Raum allein aus der Kenntnis, dass Hahnemann den ganzem Tag rauchte, doch dem Rauchen hinsichtlich homöopathischer Mittel keine Aufheben der Wirksamkeit zuschrieb.

Hierzu bemühe ich einige hochgeachtete Praktiker und Lehrer der Homöopathie um sie zum Kaffeegetränk, weiteren Genussmitteln und Stoffen Stellung nehmen zu lassen:

1. Jean Pierre Gallavardin:
Psychismus und Homöopathie s. 48

"...lässt man alle Körnchen ihrer Medikamente in einem viertel oder drittel Glas mit frischem Wasser auflösen. Man rührt die Mischung 5-6 Minuten lang mit einem kleinen Löffel gut durch, dann gießt man das ganze Aufgelöste in eine Suppe, in eine Tasse Kaffee, Schokolade, Kakao oder Milch, Tee, in irgend einen Aufguss oder in reines oder gezuckertes Wasser."
S. 173 Aufgelöste Heilmittel können ohne Nachteile in Nahrungsmitteln und Getränken verabreicht werden.

Bemerkung zu Metallöffeln: Vielerorts wird behauptet das man keine Metallöffel benutzen soll, da sonst die Wirkung der Mittel gestört würde. Hahnemann, seine Schüler und die Homöopathie im 20Jhdt haben nie etwas darüber geschrieben. M.E. ist diese Behauptung ein unbewiesenes Konstrukt aus der Zeit danach.
Man stelle sich vor, wie eine chemische Reaktion ab einer Verdünnung von einer D 6 = 1.000.000 oder D 9 das ist 1 Milliarde (rein rechnerisch ist man ja schon bei einer C 4,5 auf genau dieser Milliarde Verdünnung) aussehen soll.

1.1 kürzlich fand ich den folgenden Passus auf der Website von Dr Séror, der das noch mal bestätigt.
http://homeoint.org/ im Artikel über Le proving fut effectué avec " Tetanus toxin " en 30 C à raison de 4 globules, 3 fois par jour.:
"L’auteur signale une notion que Gallavardin avait déjà noté depuis longtemps, savoir, que les buveurs de café, expérimentèrent aussi bien que les autres, le remède dynamisé."

2. Henri Voisin:
Die vernünftige kritische Anwendung der Homöopathie s. 154 schrieb der Verfasser
im Kapitel "Unvereinbar mit der Homöopathie, oder was seine Wirkung hemmt":

"Damit kommen wir nun noch zu den störenden Wirkungen gewisser alltägliche Substanzen wie Kaffee, Essig, Pfefferminze ( Menthol) Kamille, Eisenkraut und Kampfer.
Wie viele Kollegen habe auch ich sie lange Zeit hindurch für "Unverträglich" gehalten und meine Patienten während der homöopathischen Behandlung Kaffee, Kamille, Pfefferminze und Kampfer verboten. Nun las ich einen schönen Tages, dass ein Kollege seine Globuli in Kaffee einnehmen ließe und dies ohne Einbuße Ihrer Wirksamkeit. Ich änderte also meine Verhaltensweise, beobachtete und fand, dass Kaffee nur dann kontraindiziert ist, d.h. die Arzneiwirkung hemmt, wenn die Beschwerden des Kranken durch Kaffee verschlimmert werden; das hätte man bei vernünftiger Überlegung vorhersagen können. Ebenso verhält es sich mit Essig und Wein.

Es gilt also ein Verbot:
-für Kaffee -wenn er den Zustand bei den Kranken verschlimmert die Acidum fluoricum, Acidum sulfuricum, Asterias, Cannabis indica, Cantharis, Capsicum, Caulophyllum, Chamomilla, Ignatia, Nux vomica und Sulfur benötigen.
Bei ihnen steigert weiterer Kaffeegenuss die Beschwerden - und deshalb haben die Arzneimittel bei ihrer Heilung mehr Schwierigkeiten.
Das gleiche gilt selbstredend - für alle Coffea indizierten Patienten und für alle Neuralgiker bei denen Kaffee eine Hypersensibilität gegen Schmerz verursacht....soweit Henri Voisin."

Man kann bei Kranken, die eine Verschlimmerung durch bestimmte Gewürze, Essig, Genussmittel etc. darauf hinweisen, dass sie diese Stoffe sich nicht weiter zuführen dürfen, um die Heilwirkung des verabreichten Mittelschicht zu gefährden.

Voisin glaubt, dass Kamille, Kampfer und Menthol häufig die volle Entfaltung JEDER homöopathischen Verordnung hemmen, erlaubte sie jedoch 1 Stunde vor oder nach einer homöopathischen Mitteleinnahme.
Vorstellbar ist -da Voisin in den allermeisten Fällen mit Potenzen unter C12 arbeitete- das bei Einsatz von Tiefpotenzen eine gewisse Hemmung durch diese Agentien erfolgen kann.

Alfonso Masi Elizalde, Buenos Aires, bemerkte zu einer Patientin, die untere 60 mg Morphium nicht eingeschlafen sind, jedoch durch die richtig gewählte homöopathische Hochpotenz unmittelbar in einen heilsamen zwei Tage andauernden Tiefschlaf versanken.
Dies ist ein Beispiel dafüt, dass auch eine so starke Sedierung des Organismus ein Ansprechen des passenden Heilmittels nicht verhindert.

Nach diesen Erfahrungen sah ich aus praktischen Gründen bei meinen Verordnungen keinerlei antidotarische Hindernisse.
Bis heute verfahre ich gut damit.
Das richtige Mittel - ich sage gerne: das 70 oder 80 oder 90 Prozent Mittel wirkt und zwar schnell bis sehr schnell.
(Die Zahlen sollen den Grad der Ähnlichkeit zwischen Heilmittelprofil und Krankheitsprofil verdeutlichen.)

Medizinische Röntgen -oder Radiumbestrahlungen, elektrische Felder, Radioaktivität sowie Antibiotika und Cortisongaben sollen die Wirkung homöopathischer Mittel verhindern. 
Ich konnte mich davon nie überzeugen und habe zu jeder Zeit, an jedem Ort zu jedem Alter und während jeder allopathischen Arzneigabe meine Verordnung gemacht und keine Einbußen festgestellt.

Nach eigener Erfahrung mit meiner Reiseapotheke, die mit 200 Mittel bestückt ist, scheinen  Röntgenkontrollen an Flughäfen und auch Flugreisen keinen Einfluss zu haben. Meine Reiseapotheke lag i .d. R im Auto und mußte dort allen Temperaturen ausgesetzt sein und ich befürchtete, dass sie nicht mehr wirken würden. So unterließ ich etwa 5 Jahre lang eine Entnahme bis ich bei einem Besuch bei Freunden gebeten wurde, etwas auf die Schnelle für eine "toxische Schilddrüse" zu tun. Soweit ich mich erinnere -es ist 30 Jahre her- die Frau hatte Schmerzen und mußte am kommenden Tag wegfliegen. Wir saßen im Restaurant und ich machte eine Kurzanamese am Nebentisch ich welcher ich mich dann für Spongia entschied. Spongia half ihr sehr rasch und machte sie noch am selben Tag schmerzfrei. Nach diesem Erlebnis hatte ich wieder volles Vertrauen und meine Ängstlichkeit verschwand völlig.
Sonst habe ich in dieser Hinsicht keine Erfahrungen gemacht.

Etwa in den 1990er Jahren war ich auf Seminaren in Starnberg mit Bill Gray und Roger Morisson, die ihre Videofälle demonstrierten. Auch hier wurde vollmundig zu Antidoten Stellung genommen wenn jemand mal ein Pfefferminzbonbon lutschte und deswegen dann die Wirkung einer Hochpotenz ausgeblieben oder unterbrochen worden wäre.
Ich bat die Referenten damals inständig öffentlich um nachvollziehbare kasuistische Beweise und mir wurde immer versprochen, ja "beim nächsten Seminar diese Beweise sogar über Videocases zu belegen und dann wieder beim nächsten Seminar. Es ist nie geschehen !

Zum Abschluss kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass meine und andere Erfahrungen hinsichtlich des Themas eher beruhigen.
Ich lasse mich allerdings gerne von guten Beobachtungen -auch nach 40 Jahren Praxis- belehren.

Leider halten sich eine Reihe von homöopathischer Dogmen oder extrem in den Vordergrund gebrachten, in der Praxis aber eher selten zu beobachtenden Ereignissen wie z.B. die homöopathische (Erst-) Verschlimmerung hartnäckig. Zu dem Thema "Homöopathische Verschlimmerung, Verstärkungen der Symptome, Reaktionen"
werde ich später einiges in Richtung beobachteter Wirklichkeit aus der täglichen Praxis zu sagen haben.

ps: sehr pragmatisch, erfrischend und erleichternd sind die soeben wiedergefundenen Stellen zu homöopathischen Nahrungsmittelt-Thema aus der AML von 
Albert von Fellenberg - Ziegler 
Seite 16-19. Man kann es "mit Verstand" lesen und weiß eigentlich schon alles wesentliche über das Thema.

Die nachfolgenden 4 Seiten entstammen aus dem Buch:
Homöopathische Arzneimittellehre 18. Auflage Haug Verlag

 







Ich schließe mit einem mutmachenden Ausspruch von Jules Gallavardin (1), indem er uns auffordert:

  "Unterwerft alles einer Prüfung, 
und was gut ist, das behaltet!"

Mit dieser Einstellung, schreibt er, folgen wir dem gescheiten Rat von Paulus, dem verkannten Patron der experimentellen Methode.

Mein Satz dazu kann da nur heißen: "Was wirkt, ist wirklich."

1 Gallavardin, Jules: Psychismus und Homöopathie, Haug Verlag 1987

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